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BESPRECHUNG
TERRA ASTRA


Terra Astra

Terra Astra Nr. 378
W. W. Shols:
Calhouns Planet


Expedition nach Paraia – zum Stern der Verlorenen

Pabel-Moewig, November 1978

Titelbild: Eddie Jones
(c) Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

 

Letzte Chance für Johnny Gaertner: Der arbeitslose Raumpilot erhält von dem geheimnisvollen Wissenschaftler Kerby den Auftrag, den Planeten Paraia im Denebola-System anzufliegen, der auch der "Stern der Verlorenen" genannt wird. Dort soll Gaertner Calhoun aufspüren, den ehemaligen Partner und Freund Kerbys, der mit diesem gemeinsame Forschungen durchgeführt hat. Calhoun lebt auf Paraia in einer Festung, und schon zwei Expeditionen, die ihn zurückbringen sollten, sind gescheitert. Gaertner, der seine Raumflug-Lizenz verloren hat, weil einst unter seinem Kommando, aber ohne seine Schuld, ein ganzer Planet in seine Atome zerlegt worden ist, nimmt den Job an, um seine Frau finanziell versorgen zu können. Doch schon bevor die Reise losgeht, hat er einen rätselhaften Traum: Ein Wesen, dessen Kopf wie ein Hut aussieht, überreicht ihm einen Kristall. Tags darauf findet Gaertner den Kristall in seiner Manteltasche.

W. W. Shols (= Winfried Scholz, geboren 1925) war Angestellter einer Druckerei in Bielefeld und hatte ab den Fünfziger Jahren zahlreiche Romane für Leihbuch-Verlage geschrieben: Krimis, Western und Science Fiction. Er gehörte zu den ersten Perry-Rhodan-Autoren und sorgte dort zum Beispiel für die echt klingenden Namen der japanischen Figuren, die er aus einem japanischen Adressbuch abschrieb. Letztlich schrieb er nur vier Perry-Heftromane, darunter jedoch immerhin zwei der legendären ersten zehn Hefte. Er schrieb noch für die Mark-Powers-Serie, zog sich dann aus der Schriftstellerei zurück, startete jedoch ab 1978 ein Comeback – mit "Calhouns Planet" und einem weiteren Beitrag für die Terra-Astra-Reihe. Doch schon 1981 starb er überraschend bei einem Urlaub in Portugal.

Es ist ein Jammer, dass Shols' Rückkehr zur Schriftstellerei so ein tragisches Ende fand. In "Calhouns Planet" zeigt er sich als erfahrener Autor, der lebendige Figuren erschafft und es versteht, den Leser zu fesseln. Die Spannung entsteht bei Shols durch die Rätselstruktur des Textes: Der Leser stellt sich ständig Fragen über den weiteren Verlauf der Geschichte und spekuliert über die Antworten. Und dann will er wissen, ob seine Spekulationen zutreffen oder der Autor ihn überrascht: Welche Bedeutung hat Gaertners Traum, und welche Rolle spielen die Hutwesen, die Calhouns Planet bewohnen? Wieso verhält sich die Besatzung des Raumschiffs so seltsam? Wem kann Gaertner vertrauen? Ist sein Auftraggeber Kerby oder dessen Gegenspieler Calhoun der Böse? Kann Gaertner diesen Auftrag überleben und zu seiner Frau zurückkehren, oder wird er wie die Kommandanten vor ihm scheitern und ums Leben kommen? Shols hält für uns zumindest eine überraschende Wendung bereit, die der Leser so nicht erwartet hat.

Ich habe diesen Roman zum ersten Mal im Jahr 1978 gelesen, so wie man das als kleiner Junge macht: Im Bett, vor dem Schlafengehen, machst du noch einmal eine Reise in den Weltraum. Es war das Jahr von "Krieg der Sterne", und es ist sicherlich kein Zufall, dass das Raumschiff auf dem Titelbild an den "Rasenden Falken" erinnert. Aber Videos und DVDs gab es da noch nicht, und so waren es Romane wie dieser, die uns in die Welt der Zukunft mitnahmen.

Es wäre sicherlich interessant gewesen zu sehen, wie Shols' Laufbahn weitergegangen wäre: Vielleicht mit weiteren Beiträgen für "Perry Rhodan"? "Calhouns Planet" ist jedenfalls in fabelhaftem Stil geschrieben, solide, spannende Science Fiction. W. W. Shols gilt es wiederzuentdecken.

Und am Ende gibt es noch eine besondere Vorschau auf den Terra-Astra-Band der folgenden Woche: "Das Geisterschiff", der erste Roman des späteren Perry-Rhodan-Autors Hubert Haensel.



Text: (c) Olaf Brill
Veröffentlicht am 15. September 2011